Allgemein

„Die FSG gehört zu Flensburg!“

Ganz Flensburg ist in Sorge, in Sorge um die Zukunft der Flensburger Schiffbau-Gesellschaft und damit in Sorge um ein Stück Flensburg. Dazu darf eine Ratsversammlung nicht schweigen, sie muss sich einmischen, sie muss sich bekennen. Und darum wollen wir ein Zeichen setzen.

Die Sorge treibt uns schon seit Monaten um, seit Monaten ist die Belegschaft in Kurzarbeit. Und dann gab es am 19. März die Einstellung von Betrieb und Produktion, Corona-bedingt.

Ich bringe Resolution nicht für SPD-Ratsfraktion ein, sondern ausdrücklich für alle sieben Fraktionsvorsitzenden. Denn es soll eine starke, eine gemeinsame Botschaft sein, die von dieser Ratsversammlung ausgeht.

Wir haben in dieser Woche intensiv miteinander ausgetauscht, ausdrücklich dafür danken, dass das so kooperativ gelaufen ist. Montag kurz vorm Ältestenrat ist die Mail mit dem Vorschlag zur Initiative erst eingegangen, von unserem Ratsmitglied Justus, und anderthalb Stunden später waren wir auf dem Weg.

Die Diskussionen waren intensiv, und entsprechend ihrem unterschiedlichen politischen Profil, hätte manche Fraktion den einen oder anderen Gesichtspunkt stärker betont, etwa die indirekt betroffenen Betriebe oder noch stärker die Betroffenheit der Arbeitnehmerschaft herausgearbeitet. Doch letztlich haben alle Fraktionen darauf verzichtet,  Zusätze  einzufordern, die dem jeweiligen politischen Profil der Fraktion stärker entsprechen.  Grünes Licht für die Mitzeichnung  kam von allen sieben Fraktionen. Das gemeinsame Ziel und die gemeinsame Sorge standen im Vordergrund.

Ich gehöre eigentlich nicht zu denen, die, wenn wir hier beraten, immer die Kameras des OK im Blick haben und die ihren Redebeitrag vornehmlich an die Menschen vor den Bildschirmen richten. Heute , in diesem Fall ist das anders.

Denn von dieser Ratsversammlung soll eine klare Botschaft nach draußen ausgehen,

–          an all diejenigen, die als Beschäftigte unmittelbar betroffen sind, deren Arbeitsplätze und Arbeitsbedingungen betroffen sind

–          an all diejenigen, die indirekt betroffen sind, die Familien und Angehörigen, die genauso bedroht sind

–          an die kleinen und mittleren Unternehmen, die mit der Werft wirtschaftlich verbunden sind

–          und an all die, auf deren Schultern in diesen Tagen eine große Verantwortung lastet, und, das will ich ergänzen, auch eine große Verpflichtung.

und an ganz Flensburg – denn die Werft gehört zur DNA unserer Stadt.

Die Werft ist Flensburg und Flensburg ist die Werft!

Seit 1872 in unserer Stadt. Und die ganze Stadt soll wissen, dass wir als Ratsversammlung geschlossen hinter der Werft stehen.

Und darum senden wir ein Zeichen der Solidarität und Unterstützung.

Wir wollen ein Zeichen setzen. Weil der Verlust dramatische Folgen für die Beschäftigten, den lokalen Arbeitsmarkt und die wirtschaftliche Stabilität und Entwicklung unserer Stadt haben würde.

Eine Resolution soll laut sein, sie soll zu hören sein, soll eine Botschaft hinaussenden. Doch dabei allein soll es nicht bleiben.

Darum haben wir konkrete Adressaten in der Resolution. Wir fordern das Land auf, mit den nötigen Bürgschaften den Fortbestand der FSG zu sichern. Weil wir keine Zweifel an einer positiven Prognose für die weitere Arbeit der FSG haben. Wir unterstützen die Oberbürgermeisterin, sich auch im Gläubigerausschuss für die Belange der Stadt einzusetzen und die Werft in Flensburg zu erhalten.

Heute lesen wir, dass für die zweite Junihälfte die Wiederaufnahme der Produktion geplant sei, mit dem Neubau 774. „Wir befinden uns in guten Verhandlungen“, wird der Generalbevollmächtigte Denkhaus zitiert. Parallel gebe es erste Gespräche mit weiteren möglichen Auftraggebern.

Hoffen wir auf eine erfolgreichen Weg: Wir wissen, der Schiffbaustandort Flensburg zeichnet sich seit Jahrzehnten durch enormes handwerkliches Können, große Flexibilität und Produktivität aus. Das muss genutzt werden.

Und noch ein Hinweis: Klimaschutz ist ein Treiber für Innovationen sein, für umweltfreundliche Antriebstechnologien.

Schiffbau in Flensburg: International hoch gelobt, durch eine Reihe von Fehlentscheidungen im Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung.

650 Festangestellte sind es meiner Kenntnis zufolge bei der FSG , die Mitarbeitenden mit anderen Arbeitsverhältnissen wollen wir dabei nicht vergessen.  Heute sprechen wir über die FSG, sprechen wir über die Folgen für Flensburg. Doch das Thema ist größer: 103.000 Personen waren in der Bundesrepublik 2019 im Schiffbau und der maritimen Industrie beschäftigt. Nicht nur darum muss die Zukunft des Schiffbaus in Deutschland  gesichert werden. Wir benötigen eine Industriepolitik für eine klimafreundliche Schifffahrt, für den Erhalt von technologischem Know-How und die Sicherung der Arbeitsplätze und Standorte in der maritimen Industrie in Deutschland und Europa.

Wir in unserer Stadt, wir in unserer Ratsversammlung verspüren konkret, was das bedeutet. Und darum geben wir heute laut und sagen: Eine Abwicklung unserer Werft muss mit allen Mitteln verhindert werden! Mit aller Kraft für den Fortbestand professionellen Schiffbaus in Flensburg.

Helmut Trost

Einstimmig vom Rat beschlossen