„Flensburg hat die Möglichkeit, sich als weltoffene Stadt zu positionieren, indem sie sich kritisch mit ihrer Rolle als letzte `Hauptstadt´ auseinandersetzt und der Opfer des Nazi-Regimes gedenkt“, heißt es in einem Antrag, mit dem die SPD-Ratsfraktion bereits im Juni vergangenen Jahres die Diskussion um die Darstellung und Aufarbeitung der Geschehnisse im Mai 1945 eröffnete. „Wir wollen damit“, so der Fraktionsvorsitzende Helmut Trost, „Aktionen zum Mahnen, Gedenken und Erinnern voranbringen und auch die Orte des unsäglichen Geschehens sichtbar und erkennbar machen. Aus solchen Orten des historischen Geschehens gestern können und sollen Lernorte für heute werden.“
Politischer Auftrag ist bereits erteilt
Ein politischer Auftrag wurde seinerzeit einstimmig vom Kulturausschuss erteilt, die Umsetzung und die Vorbereitung von Maßnahmen und Aktionen laufen. Bedauerlich sei, dass viele für Anfang Mai vorbereitete Aktivitäten aufgrund der Corona-Situation nicht durchgeführt werden konnten. Eine neue politische Initialzündung ist also nicht erforderlich.
Pfad der Erinnerung zu NS-Täter- und Opfer-Stätten
„Es gibt innerstädtisch viele NS-Opferstätten. Das jetzt durch eine Informationstafel aufgewertete Hebroni-Denkmal vor dem Poizeipräsidium ist einer dieser Orte. Er wäre wesentliches Element eines entsprechenden Stadtrundganges auf den Spuren von Verfolgung und Widerstand. Die informative zweisprachige Broschüre von Ludwig Hecker samt Karte hat Täter- und Opferorte zusammengestellt – an dieser Arbeit können wir uns orientieren“, meint Helmut Trost und schlägt vor, die weiteren innerstädtischen Stätten ebenfalls mit mehrsprachigen Tafeln zu versehen und miteinander zu verbinden.
Mürwik und die Marineschule: Der Bund muss seine Verantwortung wahrnehmen
Der sogenannte Sonderbezirk Mürwik war unter Karl Dönitz Sitz der Reichsregierung – hier steht nach Auffassung der SPD-Fraktion der Bund in der Verantwortung und muss diese endlich wahrnehmen. „Es besteht nicht nur die moralische Verantwortung und Verpflichtung, die Marineschule zu einem Lern- und Erinnerungsort umzugestalten“, meint Trost, „sondern auch eine de-facto-Zuständigkeit. Das Bundesverteidigungsministerium steht hier in der Pflicht – das müssen wir einfordern.“
„Deutlich machen, wie sich Nazi-Gewalt vor Ort konkretisiert hat!“
Sich mit einer Kommission und einer Schirmherrschaft dem Thema zu nähern, erscheint Helmut Trost zu kurz gesprungen. „ Es besteht kein Aufarbeitungsdefizit, sondern ein Defizit darin, die bereits erarbeiteten Bausteine zu verknüpfen und die Orte des damaligen Geschehens sichtbarer zu machen. „Wir müssen deutlich machen, wie sich NS-Gewalt und Faschismus vor Ort konkretisiert haben“, macht er deutlich.