Ein Unternehmen, das als Magnet für die Innenstadt gilt, das Woche für Woche viele skandinavische Kunden begrüßt und in den Büchern schwarze Zahlen schreibt, ist normalerweise nicht in seiner Existenz bedroht. Daher war das Entsetzen groß, als die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Karstadt die Meldung über die Schließung der Filiale mitgeteilt bekamen.
Dazu unsere Landesvorsitzende Serpil Midyatli:
„Die drohende Schließung von vier Karstadt-Filialen und weiteren Karstadt-Sport-Geschäften ist eine soziale Tragödie für Schleswig-Holstein. In Flensburg beispielsweise sind 98 Prozent der mehr als 80 Beschäftigten Frauen. Viele von ihnen sind seit Beginn Ihres Berufslebens bei Karstadt, einige seit mehr als 40 Jahren. Wenn die jetzt auf einen von der Corona-Krise geschwächten Arbeitsmarkt treffen, werden viele keinen vergleichbaren Anschluss finden. Die Schlecker-Pleite ist ein warnendes Beispiel. Das darf sich nicht wiederholen! Karstadt ignoriert im Insolvenzverfahren seine soziale Verantwortung. Anders ist nicht zu erklären, dass in Flensburg eine Filiale geschlossen werden soll, die schwarze Zahlen schreibt. So wird der Name Karstadt dauerhaft beschädigt.
Kernproblem ist, dass die Berechnungsgrundlagen der negativen Prognosen für die Standorte nicht veröffentlicht werden. In Flensburg beispielsweise hat der örtliche Betriebsrat große Zweifel, ob der Faktor Tourismus vollständig einberechnet wurde. Diese Zahlen müssen endlich auf den Tisch! Nur so kann man seriös und auf Augenhöhe über die Zukunft der Standorte im Land verhandeln.
Die Offenlegung der Zahlen muss Bernd Buchholz am Freitag beim Runden Tisch einfordern. Außerdem sollte er neben der Konzernleitung auch die örtliche Geschäftsführung der Filialen in Schleswig-Holstein einladen. Die kennen die Rahmenbedingungen und die Zahlen genau. Zudem haben sie als direkte Vorgesetzte das Wohl der Beschäftigten im Blick und wollen eine Zukunft für die Standorte ermöglichen. Deshalb sind die örtlichen Geschäftsführungen die richtigen Gesprächspartner, wenn es um die Zukunft von Karstadt in Schleswig-Holstein geht.“